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from “BLOOD CHAMBER”
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Voices From the Darkside 10th Anniversary Festival – Bremen, Wehrschloss, January 31, 2004

Über 10 Jahre haben die Kollegen vom „Voices From The Darkside“-Magazin nun schon im Dienste des Metals geschrieben und nun schien es Zeit, sich einmal selber auf die Schulter klopfen zu dürfen und ein Jubiläums-Festival zu organisieren. Sieben Bands sollten von 17.00 Uhr an das Magazin und den Underground abfeiern und da sich u.a. solch illustre Formationen wie Secrets of the Moon, Morrigan und die tourfreudigen Dew Scented angekündigt hatten, war es gar keine Frage, die 200 km Anreise in die Hansestadt Bremen hinzunehmen, wo das Wehrschloss Ort des Geschehens sein sollte. Schon bei unser (verspäteten) Ankunft war klar: Der Laden platzt aus allen Nähten! Ein Gedränge sondersgleichen und dann die Bestätigung: Ausverkauft! 300 Nasen befanden sich nun also in dem doch etwas hässliche Jugendzentrum bei stickiger Luft und draußen standen doch tatsächlich Leute, die keine Karte mehr bekommen hatten. Mit einem solchen Andrang hatten anscheinend auch die Veranstalter nicht gerechnet, anderweitig ist es nämlich nicht zu erklären, dass das Bier irgendwann alle war… Aber nun zur Musik! Da verpassten wir auf Grund von bierbedingter Antriebslosigkeit erst einmal Ingurgitating Oblivion und sahen von Martin van Drunen featuring Bloody Sign (van Drunen war Sänger bei Bolt Thrower und Pestilence) nur noch den Abschluss, der eine Celtic Frost Coverversion war, aber bitte nicht nach dem Lied fragen. Das Publikum forderte noch eine Zugabe, aber ich kann über beide Bands leider nichts weiter aussagen. So wie ich über die beiden Opener nichts aussagen kann, so möchte ich es bei Paver einfach nicht. Treue Leser unseres Webzines wissen, dass ich ziemlich auf technischen Death Metal stehe und Bands wie Gorguts oder Cryptopsy bei mir einen guten Stand haben. Aber was diese Truppe abgeliefert hat, war nur noch nervtötend und schlecht. Spielerisch war das sicherlich nicht übel, vor allem der Bassist zeigte sich ganz fähig. Jedoch war der Sound dermaßen grütze und die Strukteren sowas von nicht vorhanden, dass wir nur noch in den Innenhof des Wehrschlosses flüchten konnten. Irgendwie wurde es dort mit der Zeit dann auch immer enger, da wir anscheinend nicht die einzigen waren, die diesen Murks völlig lächerlich fanden. Ich glaube, irgendwann waren draußen mehr Menschen als drinnen…Paver, lasst es einfach sein… Welch Freude es dagegen dann war, im Anschluss den Klängen von Secrets of the Moon lauschen zu dürfen. Zwar spielte die inzwischen zum Trio geschrumpfte Band auch dieses mal bis auf Nemesis nur neue Sachen vom kommenden Album, aber dank des nunmehr ordentlichen Sounds, war das nicht weiter schlimm. Auch kleinere technische Probleme mit dem Schlagzeug und mit der P.A.-Anlage im Allgemeinen, konnten das Bild nicht trüben. Das neue Album dürfte wieder richtig geil werden, wenn denn auch die anderen Stücke das hohe Niveau halten können. Gelungener Auftritt, wenn auch nicht ganz die Sonderklasse, wie man sie in Hameln letztes Jahr erleben durfte. Zugegeben, im ersten Moment musste ich bei dem Auftritt von Morrigan lachen. Es ist schon etwas seltsam eine Band auf der Bühne zu sehen, die teilweise echt bombastische Stücke hat, aber nur noch aus zwei Leutchen besteht. Mit einem fetten Sound war also nicht zu rechnen, aber ansonsten kann man den Gig schon als gelungen ansehen. Das Publikum ging super mit und das Duo gab sich redlich Mühe, aus der Not eine Tugend zu machen. Auf jeden Fall Respekt für dieses Leistung. Und dann war es auch soweit: Der Headliner des Abends trumpfte auf und zerstörte bestimmt so manchen Nacken. Dew Scented sind inzwischen zu einer wahren Konstante in der deutschen Thrash Szene gereift und machten an diesem Abend deutlich, warum die Vergleiche zu Slayer gar nicht mal so abwegig sind. Der Sound war der Beste des ganzen Abends und die Truppe super aufgelegt. Allen voran der Schlagzeuger machte richtig dampft hinterm Kessel und Sänger Leif war sichtlich gut aufgelegt. Die Setliste war ein gelungener Querschnitt aus den letzten beiden Alben der Band, so dass die Meute zu Nackenbrechern wie „Act of Rage“ oder „Bitter Conflict“ abmoshen konnte. Richtig geiler Auftritt!! Pentacle schauten wir uns danach nur für die Dauer von zwei Songs an, weil nicht nur mir der uninspirierte Old School Death Metal der Holländer auf den Sack ging. Da war kein ordentliches Riff und diese Wechselbassläufe gehören auf alle Zeiten hin verboten! Also, insgesamt viele geile Bands und ein paar schlechte gesehen, aber gelohnt hat es sich trotzdem mal wieder. Bis zum nächsten Jubiläum!!

 

from “METAL STORM”
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31. 01. 2004 in Bremen (Wehrschloß) – Voices From The Darkside Festival – “Bitte nochmal”

“Metal in Bremen?“, fragte ich mich erstaunt, als ich im November die Plakate für das “Voices From The Darkside – Festival“ (Anlaß war das 10jährige Jubiläum des Fanzines, welches es mittlerweile nur noch als Webzine gibt!) bei meinem Plattendealer sah. Prall ! Da muß ich natürlich unbedingt hin, denn schließlich sind wir hier im Lande Bremen leider nicht gerade verwöhnt was Mucke der “härteren Gangart“ angeht. Da nimmt jeder die Gelegenheit wahr, seiner Leidenschaft zu fröhnen und ordentlich Party zu machen. Selbst wenn man nicht unbedingt auf härtere Sounds aus dem Death/Black/Thrash Bereich steht, wie mein Plattendealer Hajo ( zu dem ich später noch komme ! ), der mehr der „Altocker“ und beinharter Verehrer der 80er Metalszene ist, kommt man nicht drum herum, sich auch dafür zu interessieren. Außerdem wollte er schon, da er neugierig war, DEW-SCENTED live sehen, dessen aktuelles Album „Impact“ er „richtig geil“ findet. DEW-SCENTED sollten also auf dem „Voices From The Darkside – Festival“ spielen, zusammen mit PENTACLE (als Headliner!), MORRIGAN, PAVOR, SECRETS OF THE MOON und INGURGITATING OBLIVION. (LUNAR AURORA waren bei den ersten Ankündigungen mit dabei, wurden aber wieder vom Billing gekickt) Des Weiteren sollte ein „Special Guest“ dabei sein. Einige Wochen vor dem Gig stellte sich heraus, das dieser „Special Guest“ niemand anderes als Martin Van Drunen sein sollte, der u.a. bei ASPHX, PESTILENCE und BOLT THROWER hinterm Mikro stand. Meines Wissens nach, war er komplett von der Szene verschwunden und tauchte nun wieder aus der Versenkung auf. Und wie !!! Dazu gleich mehr. Soweit zur Vorgeschichte und ein fantastischer Sonnabend konnte also beginnen. Das Festival sollte um 17:45 beginnen. Da war ich in einer kleinen Zwickmühle, da ich am gleichen Tag auch beim Bundesligaspiel zwischen Werder und Hertha im Stadion war. Aber eigentlich war es doch keine Zwickmühle, denn schließlich gewann Werder souverän mit 4:0 und das Wehrschloß, wo das Festival stattfand, war schließlich in der gleichen Straße wie das Stadion. Also gleich nach Abpfiff weg und einen kleinen Fußmarsch von ca. 10 Minuten war ich auch schon da. Allerdings mußte dann erst einmal ein Bierchen geleert werden, wie noch einige andere an diesem Abend. Bei einigen Leuten machte sich aber große Enttäuschung breit, da sie wieder umkehren mussten, denn das Festival war total ausverkauft. Die Veranstalter hätten locker 100 weitere Karten verkaufen können, allerdings ist das Wehrschloß, welches im übrigen ein Jugendfreizeitheim darstellt, nicht für größere Mengen bei Konzerten geeignet und mit 300 Leuten ist einfach nicht mehr drin. Und das ist auch gut so, weil man sich dann absolut nicht mehr hätte bewegen können. Da sich der Einlaß ziemlich in die Länge zog ( irgendwie wollten alle gleichzeitig rein ! ), bekam ich von der ersten Band des Abends, INGURGITATING OBLIVION leider nur noch ca. die letzten drei Minuten mit, so dass ich mir leider kein Urteil über die Band bilden konnte. Allerdings bekam die Band recht ordentlichen Applaus, so daß ich annehmen kann, dass sie gut angekommen sind. Kleine Anmerkung: sämtliches Songmaterial aller Bands, mit Ausnahme von Dew-Scented war mir unbekannt. So konnte ich völlig unvoreingenommen mir das Festival bzw. die jeweiligen Bands anschauen. Hat ja auch was Gutes. Man erwartet nichts und kann so positiv überrascht werden. Also bitte entschuldigt, wenn ich keine einzelnen Song der band nennen kann, mit Ausnahme von Dew-Scented halt. Die Band ging von der Bühne, baute ihr Equipment ab ( wie im übrigen JEDE band am Abend, alles in Eigenregie auf- und abbaute ! ) und die meisten Leute gingen erst einmal zur Theke um sich ein Bierchen zu holen oder sich auf dem Innenhof an die frische Luft zu wagen, denn der Raum, wo der Gig stattfand ist durch eine große Tür mit dem Innenhof verbunden. Gesagt getan. Allerdings nach sehr kurzer Umbaupause war es an der Zeit für Martin Van Drunen sich auf die Stage zu begeben, und zusammen mit den Musiker der französischen Band Bloody Sign einen kurzen Set zu spielen. Drei Songs wurden gespielt ( er hatte nur, wie aber auch angekündigt war, 15 Minuten Spielzeit ! ) u.a. Songs von Pestilence und Celtic Frost, deren Titel ich leider vergessen habe. Schande über mich. Unter großen Jubel kam bei letzteren Song der Pentacle Frontmann mit auf die Bühne und teilte sich den Gesang mit Martin. Es war die, auch wenn es nur knappe 15 Minuten waren, die totale Old-School Bedienung und Martin wurde regelrecht abgefeiert. Welcome Back !!! Nach wieder kurzer Umbauphase kamen Pavor aus Bonn auf die Bühne. Leider litten sie fast die komplette Spielzeit über, über miserablen Sound, so das fast nur das Schlagzeug und die Vocals zu hören waren. Es besserte sich dann ein wenig, allerdings war die Stimmung nicht grade gut. Mag allerdings auch durchaus an den einzelnen Songs gelegen haben. Denn es war vielleicht etwas zu anspruchsvoll. Zu technisch, zu verfrickelt. Und vor allem ZU lang. Außerdem fehlte irgendwie die zweite Gitarre, womit man ein wenig mehr Druck aufbauen hätte können. Klar, jeder Musiker hatte was auf seinen Instrument drauf, aber irgendwie paßten die Songstrukturen nicht zusammen. Dementsprechend war auch der Applaus „sehr verhalten“ am Ende des Sets. Aber vielleicht haben Pavor auch nur einen schlechten Tag erwischt Erwähnen möchte ich noch kurz den Bassisten der Band, der sich sein Langholz des Öfteren immer an den Kopf gehauen hat. Und das nicht zu knapp. Strange. Nach Pavor und nach einem kurzen Abstecher zu Burger King, waren dann SECRETS OF THE MOON an der Reihe, die ihren teilweise hochmelodischen Black/Viking Metal in die Meute schossen. Wurde sehr gut angenommen und dementsprechend wurden sie auch abgefeiert. Gar nicht mal so übel! Anschließend war es Zeit für eine weitere „Schwarzwurzelband“, MORRIGAN! Das besondere an der Band war, das sie nur aus zwei Mitgliedern besteht. Nämlich den Gitarristen/Sänger Balor sowie Drummer Beliar. Allerdings, und das verwunderte mich dann doch, knallten die „Bathory beeinflussten“ Songs der Band ultrafett geil. Spielerisch war die Band absolut tight und voll auf der Höhe und hatten eine Menge Fans im Publikum. Definitv die Überraschung des Abends. Richtig geil ! Dann der Schock des Abends. Als ich ein weiteres Bier orderte, schaute mich der Typ hinter der Theke hilflos an und sachte: „Scheiße Alder, das Bier ist alle!“ Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaas? Das Bier war alle? Fassungslos standen ich und einige weitere Metaller dort und guckten völlig bedröppelt durch die Gegend. Sachen gibt’s. Als „Entschädigung“ gab er uns dann alkfreies Pils „aufs Haus“! Bäh ! Aber irgendwie haben wir das dann doch genommen. War ja schließlich umsonst. Dann die Band, die eine Killershow bieten sollte, so war ich jedenfalls im Vorfeld überzeugt. Sänger Leif hing, während die anderen Bandmitglieder ihre Instrumente aufbauten und stimmten (hervorzuheben ist hier Drummer Frank, der mal kurz ein paar Blasts in die Meute schickte und ordentlich die Doppelwumme testete!), ein Megagroßes Banner unter dem Jubel der Fans auf. Es war Zeit für Dew-Scented, die mit ihren letzten beiden Scheiben „Inwards“ und vor allem „Impact“, die deutsche und mit Sicherheit auch die internationale Thrashszene gewaltig beeindruckte. Und für mich persönlich mittlerweile, neben KREATOR, das Non-plus-ulta der Szene sind. Und sie Enttäuschten nicht im Geringsten und brachten eine energiegeladene Killersshow auf die Bretter das sich die Balken bogen. Vom ersten Ton an, stand der Saal Kopf und alle bangten und moshten was das Zeug hielt. Nackenbrecher wie „Bitter Conflict“, „Reprisal“, den beiden Obersmashern „Soul Poison“ und „Cities of the Dead“ folgten Killer wie „“New Found pain“, „Slaughtervain“ und „One by One“. Zwischendurch machte Leif die Meute noch einmal, unter SEHR GROßEN Jubel darauf Aufmerksam, das Werder doch Hertha 4:0 abgeledert hatte und machte sein Unverständnis darüber breit, das daß Bier an der Theke ausgegangen war (Backstage wars noch ausreichend vorhanden!) Leider mussten Dew-Scented aus Zeitgründen zwei Songs aus ihrem Set streichen, so das Leif mit der Ankündigung das mit „Pentacle ja gleich die Midtempo-Walze kommt, deshalb spielen wir jetzt ein schnelles Stück“, zum letzten Song kamen. Und es wurde „Acts of Rage“ in die hungrige Meute geballert und ALLE, wirklich ALLE waren zufrieden! Killershow! Gewaltig! Fantastisch! Dew-Scented live eine absolute Macht. Mehr davon. Danach war erst einmal „Erschöpfung“ in der Crowd zu sehen und ziemlich viele machten sich, in der Hoffnung das es wieder Bier gab, auf den Weg in Richtung Theke. Und: jaaaaaaa! Es gab endlich Nachschub! Ich erblickte dann völlig regungslos darstehend meinen Plattendealer Hajo. „Mein Fresse“, sachte er, „war das geil! Die haben göttlich geballert. Ich bin total sprachlos“, sprachs und mit dem Hinweis, das er mir die neue Exodus zurücklegt verschwand er auch. *lol* Nach kurzem Intro enterten, unter frenetischen Jubel, Pentacle aus Holland die Bühne. Mit einem glasklaren Sound versetzt ballerte die Band ihre Songs in die Menge, das es eine wahre Freude war. Der Einfluss von Possessed bis zu Celtic Frost war unüberhörbar und es machte eine Menge Spaß ihnen zuzucken. Rund 60 Minuten zockten die Jungs (Zitat des Frontmanns: „Wir sind die Käseköppe“! ) und als letztes ballerten die Jungs, zusammen mit Martin Van Drunen noch den uralten Death Demoklassiker „Witch of Hell“. Geil Leider passierte während des Gigs von Pentacle ( was die Band aber nicht mitbekam) ein Unfall, als ein Stagediver mit dem Kopf voran auf den Boden knallte und reanimiert werden musste. Was aus ihm geworden ist, weiß ich leider nicht!) Völlig ausgelaugt war danach dann auch Schluß! Fazit: Es hat sich definitiv gelohnt dabei zu sein. Auch wenn man vorher mit Dew-Scented nur eine Band kannte. Die Getränkepreise waren wie üblich im Wehrschloß mit 1,50 Euro für das Bier sehr fair. Ok, das es zwischendurch ausgeht, sollte eigentlich nicht passieren, aber es wurde ja schnell Nachschub organisiert. Der Sound, außer bei Pavor war völlig in Ordnung und die Stimmung war fantastisch! Metalherz was willst du mehr? Ganz einfach: Mehr solcher Events in Bremen ! Gute Nacht !

 

from “RADIO GEHACKTES”
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Festival Report des VOICES FROM THE DARKSIDE 10th Anniversary Festival am 31.01.2004 im Wehrschloss, Bremen

“Drei Pandas und eine Gartenfackel”

Das VOICES FROM THE DARKSIDE Magazin feiert sein 10-jähriges Bestehen und lädt zur Geburtstagsparty. Diese Einladung nehmen wir natürlich dankbar an. Hm, die erste Printausgabe kam doch schon 1993 raus? Und das letzte Heft 1997? Egal: Als wir um 17.45 Uhr im Wehrschloss aufschlagen, spielen INGURGITATING OBLIVION gerade ihren Klassiker “Nothingness” (Den Shouter Ulrich “Korpserotter” Kreienbrink als “Song aus einer vergangenen Epoche” absagt), dann folgt “Veil Of Perception”. Der vertrackte, oft an MORBID ANGEL und NILE erinnernden Death Metal ruft beim Publikum zwar noch keine Begeisterungstürme hervor, wird aber wohlwollend beklatscht. Der Großteil der heutigen Setlist besteht aus Material des neuen Albums “Poetry Of The Flesh”, das in den nächsten Wochen als Demo kursieren soll, da die Band bis jetzt noch kein Label gefunden hat. Übrigens sind sowohl Shouter Korpserotter als auch Hauptsongwriter Florian “F. Ctulhu E.” Engelke Mitarbeiter beim “Voices”. Um 18 Uhr melden die Veranstalter: “Ausverkauft! 300 zahlende Gäste!” Leider stehen draußen noch viele Leute, die enttäuscht wieder abziehen müssen. Na, dann wird der Abend wenigstens kein Verlustgeschäft. Da will sich natürlich auch der “Special Guest”, der bereits um 18.30 Uhr auf der Bühne steht, nicht lumpen lassen: der Ex-PESTILENCE, Ex-ASPHYX und Ex-BOLT THROWER Sänger Martin van Drunen. Martin steht mit den Musikern der französischen Death/Black Metal-Band BLOODY SIGN auf der Bühne, Bassist Nathaniel Colas ist der Ex-Vocalist der Band und außerdem ein Voices-Redakteur. Das erklärt jedoch nicht, warum Nathaniel und der Gitarrist in mittelalterlichen Fell- und Plüschklamotten auf der Bühne stehen. Unser Blitzlichtluder Nina, die mit ihrer Kamera Stellung in der ersten Reihe bezogen hat, verguckt sich gleich in den hünenhaften van Drunen: “Der hat so ‘ne tolle Ausstrahlung!” Egal: gleich die ersten Töne des PESTILENCE-Klassikers “Parricide” rufen bei mir unkontrollierbare Zuckungen hervor. Leider bleibt “Parricide” eine Akustiknummer, da Martin sich zwar die Seele aus dem Leib brüllt, aber das Mikro keinen Piepser von sich gibt. Das Gerät scheint sich bei Martins Gebrüll spontan an seine Gewerkschaftszugehörigkeit zu erinnern und daran, dass die Übermittlung solcher Töne nicht im Arbeitsvertrag steht. Es vergehen Minuten, bis sich ein polnisches Gerät findet, das die Arbeit ohne zu murren aufnimmt. Und bei “The Incarnation Of Lust” (ursprünglich auf der “Last one On Earth” von ASPHYX veröffentlicht) hört man zum ersten Mal seit Jahren wieder Martin’s infernalische Vocals. Und der Mann hat nichts verlernt! Für das letzte Stück holt Martin den PENTACLE-Sänger Wannes Gubbels (der auch mal bei ASPHYX gesungen hat, genau wie Martin) auf die Bühne: “Okeee! Seid ihr familiar mit eine Band ausse Schweiz, die heißt CELTIC FROST?” – Jubel – “Hier ist ‘The Usurper’!” Das Ergebnis sind erneut unkontrollierbare Zuckungen. Dann ist der Spuk bereits wieder vorbei und Martin verzieht sich wieder in den Backstage-Bereich zu seinen Bier-Reserven. Und ich steh’ fünf Minuten später immer noch mit offenem Mund da. Thumbs Up! Ich nutze die Umbaupause, um mit Leif Jensen von DEW SCENTED ein Interview zu führen. Als ich wieder im Saal bin, haben PAVOR bereits einige Songs gespielt und an den Gesichtern sehe ich schon, das hier etwas nicht stimmt: “Und das machen die schon die ganze Zeit so, ich dachte erst, die wollen uns verarschen!”, kommentiert Micha das abgehackte Gefrickel und Geröchel auf der Bühne. Erste “Aufhören!”-Rufe werden laut. Vielleicht sind die Jungs von PAVOR aber einfach zu gut für uns; leider fehlt auch mir die geistige Reife, um in dem theatralischen Gehampel des Fronters etwas anderes zu sehen als Hilflosigkeit. Und warum sich der (technisch unglaublich versierte) Bassist Rainer Landfermann seine sicherlich arschteure Axt dauernd an die Omme haut, bleibt auch ein Rätsel… Die Musik? Technischer Death Metal, viel zu überladen mit endlos vielen musikalischen Details, die bei der Akustik hier im Wehrschloss niemand heraushört und die darum die Musik nur zukleistern. Zu den Fakten: PAVOR wurden bereits 1987 gegründet, stellen heute Abend jedoch erst ihr zweites Album “Furioso” vor. Und auch wenn diese Band auf CD erkennen lässt, dass sie zur absoluten Speerspitze der Death Metal Musikanten gehört: Live und heute Abend ist sie weit davon entfernt. Am Ende des Gigs fragt Fronter Claudius Schwartz die Meute: “Ham wir noch Zeit für ‘ne Zugabe?” “NEIN!”, rufen 250 Kehlen. “Oh, ‘tschuldigung….”. Daumen runter! Nach einer sehr langen Schmink- ähem, Umbau-Pause stehen auf einmal drei Pandas und eine Gartenfackel auf der Bühne. SECRETS OF THE MOON sind heute Abend für LUNAR AURORA eingesprungen, die leider absagen mussten. SOTM sind 1995 gegründet worden und haben bereits einige Tapes, Splits und zwei Full Length-Alben veröffentlicht, das aktuelle Werk heißt “Carved In Stigmata Wounds” und wurde 2003 veröffentlicht. Außer mir scheinen die Jungs wohl jedem hier im Saal bekannt zu sein. Musikalisch wird Old School Black Metal geboten, wobei die Betonung hier auf OLD liegt. Ich zumindest höre tonnenweise alte Thrash Metal-Riffs heraus, was mich mehr als einmal zu anerkennendem Kopfnicken veranlasst. Micha sieht das jedoch anders: “Geschepper!” 21.30 Uhr: Zwei weitere Pandas stehen auf der Bühne und warten auf die übrigen Bandmitglieder. Kommt aber keiner. Also schnappt sich Gitarrist Beliar das Mikro und Drummer Balor drumt. Bass? Nicht so wichtig. MORRIGAN heißen die beiden und das Publikum frisst ihnen aus der Hand. Black Metal der rudimentärsten Sorte ertönt, und ich kann zunächst mit dem vertonten Norwegen der beiden gar nichts anfangen. Beim zweiten (oder war’s das dritte?) Lied ändert sich das jedoch schlagartig. MORRIGAN zeigen nun ihre andere Seite. Im krassen Gegensatz zur schwarzmetallischen Raserei geht es jetzt sehr melodisch zu, fette “Aaaahhaaaaahaaaa”-Chöre inklusive. Wenn das der alte Quorthon wüsste…. Black ‘n’ Roll? Cool, das habe ich so auch noch nicht gehört. Um 22.15 Uhr kommt Micha mit der Hiobsbotschaft: “Alter! Nu is’ alles aus! Bier ist alle!” Öha, da haben die Veranstalter aber den Durst unserer Kieler Exilsprodde gewaltig unterschätzt… Nun ja, einstweilen unterhalten uns noch “Zwei Mann Inferno from Hell” da oben auf der Bühne und die Crew vom Wehrschloss versucht hektisch, neue Bierreserven anzuzapfen, bevor Micha Amok läuft. In der Umbaupause für DEW SCENTED ist dann auch wieder Bier am Tresen erhältlich und Micha`s Puls rutscht wieder unter die 200er Marke. Noch mal Glück gehabt… DEW SCENTED legen mit “Unconditional” los, und haben die Menge (und auch mich) vom ersten Riff an im Griff. Der jetzt als fester Bassist integrierte Alexander Pahl (zupft die dicken Saiten auch bei OBSCENITY) fügt sich perfekt in den Gesamtsound ein, das Ganze ist technisch einwandfrei und tight wie der viel zitierte Entenarsch. Leider ist der Sound im Saal nicht so gut, vor allem die Vocals von Shouter Leif Jensen könnten besser rüberkommen, aber die Jungs machen dieses Manko durch Spielfreude mehr als wett, außerdem ist der Sound der Instrumental-Fraktion eine Wand. Das Material der Band, das vornehmlich von den beiden letzten Alben “Inwards” (2002) und “Impact” (2003) stammt, lässt keinen Halswirbel im Saal kalt. Und bei meinem persönlichen DEW SCENTED-Lieblingssong “Soul Poison” drehe ich völlig durch und fühle mich wieder wie mit 17. Allerdings nur so lange, bis mich mein Körper daran erinnert, dass das 17 Jahre her ist…. Übrigens ein dickes Lob an die Veranstalter dieses Festivals, die es geschafft haben, sowohl für die Schwarzheimer als auch für die Thrasher und die “Alte Säcke-Fraktion” etwas zu bieten. Und die dann auch noch mit Bands aufwarten, die man sonst nur selten (wenn man von DEW SCENTED absieht) zu sehen bekommt. Respekt! Die Death Metal-Legende PENTACLE aus den Niederlanden übernimmt heute den Rausschmeißer-Part. Old School As Fuck, mit Songstrukturen aus der Death Metal-Steinzeit, holen PENTACLE noch einmal alles aus der Crowd heraus. Die Gitarrenarbeit erinnert stark an die Frühwerke von CELTIC FROST, die völlig kranken Vocals von Shouter Wannes erinnern (natürlich) an ASPHYX und das Publikum geht mächtig ab. Wannes Gubbels (Vocals, Bass) und Mike Verhoeven (Guitars) haben PENTACLE bereits 1990 gegründet. Seitdem hat es diverse Compilation-Beiträge, Demos und Splits gegeben. Die letzte Full-Length CD “…Rides The Moonstorm” ist auch schon wieder sechs Jahre alt und mittlerweile vergriffen. Diverse Line Up-Änderungen, Ärger mit Labels usw. haben wohl eine kontinuierliche Veröffentlichungspolitik zunichte gemacht. Mike hat vor kurzem seinen erst 22-jährigen Bruder Alex Verhoeven als zweiten Gitarristen in die Band geholt, als Ersatz für den Ex-Gitarristen Edwin. Auch der mit seinen 42 Jahren Band-Älteste Robert Smissaert an den Kesseln ist erst seit zwei Jahren bei PENTACLE. In der (aus Zeitgründen leider um ein paar Songs gekürzten) Setlist findet sich neben der kultigen “Witch Of Hell” DEATH-Coverversion (bei der Martin van Drunen noch einmal auf die Bühne geholt wird – Geil!), auch eine Coverversion der Underground-Legende NECROVORE: “Divus de Mortuus”. Daumen hoch für eine Band, die den Begriff “Old School” wirklich lebt! Fazit: Ein schönes Festival mit größtenteils netten Besuchern (aber auch einigen Einzellern, die für aggressive Stimmung sorgen und einige vermeidbare Gewaltausbrüche verursachen), netten Bediensteten und coolen Bands, die uns einige unvergessliche Momente bescherten. Danke!

“the extreme immer block inne Hand Typ”: Uwe Harms

NOTIZEN AM RANDE:
  • Aufgrund der sehr beengten Platzverhältnisse im Wehrschloss und einiger Missverständnisse können die aufspielenden Bands leider ihr Merchandise nicht verticken
  • Die Platzverhältnisse sorgen auch für einige interessante “Kuschel-Einsätze” vor den Toiletten, wo teilweise gar nichts mehr geht
  • Der Soundman braucht definitiv ein neues Hörgerät, hat aber ein paar gute Phasen an diesem Abend
  • Ein Stagediver gräbt seine Kauleiste während des PENTACLE-Gig in den Hallenboden und muss ärztlich versorgt werden. Der Hallenboden zeigt sich – bis auf ein paar Blutflecken – gänzlich unbeeindruckt
  • Angeblich sind Faschos aus dem Umfeld der Sondershausener Band ABSURD anwesend, auffällig geworden sind sie jedoch nicht weiter
  • Auf dem Voices Anniversary Festival soffen, fotografierten und taten wichtig: Uwe Harms, Michael Jehles und Nina Höllerich. The Eastfreezians Will Return!